Was wäre, wenn Künstler für die Nutzung ihres Stils durch KI bezahlt würden?
OpenAI-Chef Sam Altman bringt in einem TED-Interview genau diesen Gedanken ins Spiel – und wirft damit spannende wie auch unbequeme Fragen auf.
Kunst, KI und Kommerz: Zwischen Idee und Umsetzung
Sam Altman betont, dass OpenAI aktuell keine Bilder im Stil lebender Künstler generiere. Für eine hypothetische Zukunft skizziert er ein freiwilliges Beteiligungsmodell: Kreative könnten ihren Stil freigeben – und im Gegenzug am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden. Klingt fair, oder?
Die Realität ist jedoch komplexer. Zwar sei es theoretisch denkbar, Einflüsse pro KI-Prompt aufzuschlüsseln und so eine anteilige Vergütung zu ermöglichen. Doch wenn mehrere Stile miteinander verschmelzen, stellt sich die Frage: Wer bekommt wie viel? Altman selbst gibt zu, dass es dafür bislang keine praktikable Lösung gibt.
Zugleich verweist er auf die lange Tradition künstlerischer Weiterentwicklung: Kein Werk entsteht im luftleeren Raum. Auch Menschen lassen sich inspirieren – ohne klare Grenze zwischen Eigenem und Fremdem.
Ungeklärte Fragen und verschobene Prioritäten
Trotz der Überlegungen bleibt OpenAI vage: Es gibt keine konkreten Pläne für ein Vergütungsmodell. Stattdessen liegt der Fokus auf technologischem Fortschritt – nicht auf gerechter Beteiligung. Das angekündigte Opt-out-Tool „Media Manager“, das Urhebern mehr Kontrolle geben sollte, lässt ebenfalls weiter auf sich warten.
Altman sieht in KI vor allem ein Werkzeug zur Demokratisierung: Mehr Menschen könnten kreativ werden, auch ohne klassische Ausbildung oder Zugang zu Produktionsmitteln. Doch er räumt auch ein, dass viele Kreative sich angesichts des rasanten Fortschritts überfordert oder sogar bedroht fühlen.
Ghibli im KI-Stil – Inspiration oder Ausbeutung?
Besonders deutlich wird die Debatte am Beispiel der GPT-4o-Bildgenerierung. Nutzer erstellten massenhaft Bilder „im Stil von Studio Ghibli“ – jener unverwechselbaren Ästhetik, die eng mit Regisseur Hayao Miyazaki verbunden ist. Altman selbst postete ein solches Bild.
Offiziell grenzt sich OpenAI ab: Stile lebender Einzelpersonen seien tabu, generelle Studioästhetiken erlaubt. Doch wo verläuft die Linie? Rechtlich wie ethisch bleibt das verschwommen. Und ob massive Stilnachahmung ohne Vergütung nicht doch eine neue Form von Ausbeutung ist, bleibt ein offenes – und drängendes – Thema.
Was heißt das für uns?
Die Diskussion zeigt: Technologischer Fortschritt allein reicht nicht. Wenn KI die Kreativbranche mitgestaltet, muss sie auch Verantwortung übernehmen. Wie ein faires Modell aussieht, bleibt offen – doch ohne echte Beteiligung der Urheber wird es auf Dauer kaum gehen.