Künstliche Intelligenz auf europäischem Boden? Der Plan wird konkret – doch wer bekommt den Zuschlag?
76 Firmen und Organisationen wollen sie bauen: gewaltige Rechenzentren, maßgeschneidert für KI-Anwendungen. Die Europäische Union sieht darin mehr als nur neue Infrastruktur – sie spricht von einem strategischen Meilenstein auf dem Weg zu technischer Souveränität.
Die Fakten sind eindrucksvoll: Über 230 Milliarden Euro Investitionsvolumen stehen im Raum. In Aussicht stehen bis zu 60 sogenannte „AI Gigafactories“, unterstützt durch 20 Milliarden Euro aus EU-Fördertöpfen. Die Kommission will damit zunächst fünf Leuchtturmprojekte ermöglichen, doch angesichts des Ansturms ist eine Ausweitung nicht ausgeschlossen. Die finale Ausschreibung folgt im Herbst.
Auffällig: Die Mehrheit der Bewerber stammt aus Europa. Branchenriesen und nationale Tech-Allianzen bringen sich in Stellung. Besonders aktiv zeigt sich Deutschland – auch wenn eine gemeinsame Großlösung scheiterte. Stattdessen treten Telekom, Ionos, Schwarz-Gruppe und bayerische Konsortien mit eigenen Konzepten an. Die Ansätze reichen von kompakten Anlagen mit 10.000 GPUs bis hin zu skalierbaren Superfabriken mit über 100.000 GPUs.
Auch geopolitisch ist die Initiative ein klares Statement. Europa will im globalen Wettlauf um KI-Kompetenz nicht nur mithalten, sondern Standards setzen. Virkkunen, Vizepräsidentin der EU-Kommission, bringt es auf den Punkt: „Jetzt ist der Moment, um unsere KI-Zukunft zu formen.“ Besonders im Fokus steht dabei die Energieeffizienz – ein Muss für klimafreundliche Technologiezentren.
Ob München, Sachsen oder Stuttgart – Standorte mit bestehenden KI-Ökosystemen scheinen gute Chancen zu haben. Doch die Entscheidung fällt erst im Herbst. Bis dahin wird verhandelt, gerechnet, geplant – und gehofft.