Microsoft nimmt weltweit den Ausbau seiner Rechenzentren zurück. Doch was steckt hinter dieser unerwarteten Entscheidung?
Die von Microsoft geplanten neuen Rechenzentren oder deren Erweiterungen werden derzeit weltweit zurückgefahren. Laut einem Bericht von Bloomberg, der sich auf interne Quellen stützt, sind zahlreiche Standorte auf verschiedenen Kontinenten betroffen. Während in einigen Fällen lokale Bedingungen und Vertragspartner eine Rolle spielen könnten, wird insgesamt von einem Strategiewechsel ausgegangen.
Hohe Investitionen mit angezogener Handbremse
Noch zu Jahresbeginn hatte Microsoft angekündigt, 80 Milliarden US-Dollar in KI-Rechenzentren zu investieren. Ein Großteil dieses Budgets sollte in den Vereinigten Staaten verwendet werden, wo aufgrund eines möglichen Regierungswechsels besonders stark ausgebaut werden sollte. Doch mittlerweile zeigt sich, dass auch hier der Konzern nicht mehr in gleichem Tempo voranschreitet.
Laut Bloomberg wurden Gespräche über neue Rechenzentren oder deren Ausbau in Ländern wie Indonesien, Australien, Großbritannien sowie den US-Bundesstaaten Illinois, North Dakota und Wisconsin entweder gestoppt oder verzögert.
Offizielle Bestätigung ohne Details
Microsoft hat zwar Planänderungen bestätigt, verzichtet jedoch auf konkrete Angaben zu einzelnen Projekten. Das Unternehmen erklärte, dass es langfristig plant, um an den richtigen Standorten über ausreichend Infrastruktur zu verfügen. Die Anpassungen sollen lediglich die Flexibilität der eigenen Strategie widerspiegeln, während die Nachfrage nach KI weiterhin wächst.
Gestoppte Verhandlungen und Baustopps
Besonders auffällig ist der Rückzug von Verhandlungen um Flächen zwischen London und Cambridge, wo ursprünglich Cloud-Server mit den neuesten KI-Chips von Nvidia platziert werden sollten. Parallel dazu wurden Verhandlungen über Standorte für Rechenzentren in der Nähe von Chicago im US-Bundesstaat Illinois abgebrochen.
Auch das mit Microsoft eng verbundene Start-up CoreWeave berichtet, dass Microsoft keine der zuvor angebotenen zusätzlichen Kapazitäten buchen wird. CoreWeave, spezialisiert auf Cloud-Rechenzentren für KI-Modelltraining und Inferenz, sieht sich gezwungen, diese Kapazitäten anderweitig zu verkaufen.
Verzögerte Bauprojekte
Neben Verhandlungsabbrüchen verlangsamt Microsoft auch Bauarbeiten an bestehenden Projekten. Besonders betroffen ist ein neuer Rechenzentrum-Campus nahe Jakarta in Indonesien, dessen Fertigstellung derzeit pausiert wurde.
Auch ein Ausbau in Mount Pleasant, Wisconsin, wurde vorläufig gestoppt, obwohl Microsoft dort bereits 262 Millionen Dollar investiert hat. Dennoch betont der Konzern, das 3,3-Milliarden-Dollar-Projekt weiter zu unterstützen, mit einer geplanten Inbetriebnahme im kommenden Jahr. Die Cloud-Infrastruktur in Indonesien soll ebenfalls wie geplant im zweiten Quartal dieses Jahres verfügbar sein.
Wandel der Anforderungen an KI-Infrastruktur?
Ein möglicher Grund für Microsofts gebremsten Ausbau könnte die Entwicklung effizienterer KI-Modelle sein. Besonders das chinesische Modell Deepseek gilt als äußerst leistungsfähig und effizient, wodurch weniger Rechenkapazität erforderlich wird. Branchenexperten erwarten, dass auch westliche KI-Modelle mit der Zeit ressourcenschonender werden.
Für Microsoft könnte dies bedeuten, dass der Bedarf an neuen Rechenzentren geringer ausfällt als ursprünglich angenommen.