Die Idee einer Allgemeinen Künstlichen Intelligenz (AGI), die menschenähnliche Fähigkeiten besitzt, fasziniert Forscher und Technologieunternehmen seit Jahrzehnten. Doch wie realistisch ist ein Durchbruch in naher Zukunft? Deepmind-CEO Demis Hassabis gibt eine vorsichtige, aber optimistische Prognose.
AGI: Zwischen Vision und Realität
Laut Hassabis könnte es in den kommenden fünf bis zehn Jahren erste Formen von AGI geben. In einem Gespräch betonte er, dass heutige KI-Modelle zwar beeindruckende Leistungen zeigen, aber viele essenzielle Fähigkeiten fehlen. Eine echte AGI müsste in der Lage sein, alle kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zu replizieren – eine Herausforderung, die weit über das hinausgeht, was aktuelle Systeme leisten können.
Besonders problematisch ist laut Hassabis die Passivität heutiger KI-Modelle. Sie reagieren lediglich auf Eingaben, anstatt selbstständig zu agieren oder eigenständige Schlussfolgerungen zu ziehen. Um diesem Problem zu begegnen, seien grundlegende technologische Neuerungen erforderlich.
Die große Hürde: Ein Weltmodell für KI
Ein zentrales Hindernis auf dem Weg zur AGI ist das sogenannte „Weltmodell“. Während KI-Systeme heute bereits in der Lage sind, komplexe Aufgaben zu lösen – beispielsweise in Strategiespielen wie Go – fällt es ihnen schwer, diese Fähigkeiten auf reale Umgebungen zu übertragen.
Die Herausforderung liegt darin, dass ein AGI-System nicht nur Muster erkennen, sondern auch die Welt um sich herum wirklich verstehen muss. Nur so könnte es eigenständig planen, flexibel auf neue Situationen reagieren und fundierte Entscheidungen treffen. Deepmind hat in den letzten Jahren zwar bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung solcher Weltmodelle gemacht, doch die optimale Methode, diese mit Planungsalgorithmen zu kombinieren, sei noch nicht gefunden.
Skepsis in der KI-Forschung
Während Hassabis optimistisch in die Zukunft blickt, gibt es unter KI-Forschern eine wachsende Skepsis. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Experten nicht glaubt, dass AGI allein durch die Skalierung bestehender Technologien erreicht werden kann. Stattdessen sei ein grundlegender Paradigmenwechsel in der KI-Entwicklung notwendig.
Auch OpenAI hat sich mittlerweile von der Idee eines plötzlichen AGI-Durchbruchs distanziert. Stattdessen setzt das Unternehmen auf eine schrittweise Weiterentwicklung der KI. Microsoft-CEO Satya Nadella geht noch einen Schritt weiter und bezeichnet den AGI-Hype als „sinnloses Benchmark-Hacking“. Für ihn zählt vor allem der wirtschaftliche Nutzen neuer KI-Technologien.
AGI bleibt eine offene Frage
Ob AGI in fünf, zehn oder zwanzig Jahren Realität wird, bleibt ungewiss. Klar ist jedoch, dass der Weg dorthin voller technischer und ethischer Herausforderungen steckt. Während Unternehmen wie Deepmind intensiv daran arbeiten, ein echtes Verständnis der Welt in Maschinen zu integrieren, bleibt die Frage bestehen: Können wir jemals eine Maschine entwickeln, die wirklich denkt wie ein Mensch?