Eine KI-Moderatorin, die monatelang unentdeckt blieb – was sagt das über Vertrauen im digitalen Zeitalter?
In einer faszinierenden – und durchaus beunruhigenden – Enthüllung hat der australische Radiosender CADA bewiesen, wie realitätsnah künstliche Intelligenz inzwischen auftreten kann. Über Monate hinweg lauschten zehntausende Hörer der scheinbar jungen Moderatorin „Thy“, die werktäglich durch die Sendung Workdays with Thy führte – ohne zu ahnen, dass keine echte Person hinter dem Mikrofon saß.
Erst als aufmerksame Journalisten stutzig wurden – wegen der auffallenden Sprachgleichheit, dem Fehlen sozialer Medienauftritte und der völligen Abwesenheit jeglicher Hintergrundinformationen – kam die Wahrheit ans Licht. Recherchen bestätigten: „Thy“ existierte nicht. Der Mutterkonzern Australian Radio Network (ARN) musste schließlich zugeben, dass eine KI die Rolle übernommen hatte, basierend auf der Stimme und dem Bild einer Mitarbeiterin aus der Finanzabteilung.
ARN rechtfertigte das Projekt als „Studie“ zur Erforschung neuer Technologien im Medienbereich. Dennoch riss die öffentliche Kritik nicht ab: Stimmen aus der Branche, wie die Australian Association of Voice Actors (AAVA), mahnten Transparenz und den Schutz echter Berufsbilder an. Besonders heftig fiel die Reaktion aus, als klar wurde, dass der Sender seine Hörer bewusst im Unklaren ließ – ein Vertrauensbruch, der auch den Begriff „A.I. radio scandal“ prägte.
Ein weiteres Beispiel zeigt, wie sensibel der Umgang mit KI-generierten Inhalten ist: In Polen musste Off Radio Krakau ein ähnliches Projekt abbrechen, nachdem eine KI ein fiktives Interview mit der verstorbenen Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska führte – ein Schritt, der massiven Protest hervorrief.