Ein neuer Web-Standard könnte KI-Systemen den Zugang zu Website-Inhalten erheblich erleichtern. Welche Vorteile könnte dieser Ansatz für die digitale Zukunft bringen?
Ein Vorschlag des KI-Experten Jeremy Howard könnte die Weblandschaft für KI-Systeme grundlegend verändern. Mit der Datei „llms.txt“ soll Websitebetreibern eine einfache Möglichkeit gegeben werden, Informationen gezielt und strukturiert für KI-Systeme bereitzustellen. Im Gegensatz zu bisherigen Standards wie „robots.txt“ oder „sitemap.xml“ soll „llms.txt“ gezielt für den Einsatz durch Sprachmodelle wie GPT und andere große KI-Modelle entwickelt worden sein. Die Besonderheit: Die Datei ist als Markdown-Dokument direkt im Web zugänglich und fasst die relevantesten Informationen einer Website in kompakter Form zusammen.
Howard schlägt vor, dass Websitebetreiber „llms.txt“ im Hauptverzeichnis ihrer Seiten integrieren, wodurch Sprachmodelle den Inhalt gezielt erfassen können. Der neue Standard soll so gestaltet sein, dass er klar strukturiert beginnt – zum Beispiel mit einem Projektnamen, einer kurzen Beschreibung und optionalen Verlinkungen. Durch diese Struktur können KI-Systeme die Inhalte der Seite schneller und präziser einordnen und verarbeiten. Besonders interessant ist dies für Websites mit umfangreicher Dokumentation, wie sie etwa Entwicklerumgebungen und Code-Bibliotheken bieten. Hier sollen KI-Systeme künftig helfen, Programmierern und Entwicklern gezielt benötigte Informationen zu liefern.
Neben technischen Seiten könnten auch andere Branchen profitieren: Firmenwebsites könnten mit „llms.txt“ ihre Organisationsstruktur abbilden, E-Commerce-Seiten Produkte und Kategorien darstellen, Bildungseinrichtungen Lehrinhalte präsentieren und Einzelpersonen berufliche Qualifikationen aufbereiten. Für einheitliche und KI-gerechte Darstellungen regt Howard zudem an, HTML-Seiten auch als Markdown-Versionen mit der Endung „.md“ bereitzustellen. Die KI-Firma Anthropic hat diesen Vorschlag bereits umgesetzt und ihre Dokumentationsseiten entsprechend angepasst.
„llms.txt“ ergänzt bewährte Standards und orientiert sich an den besonderen Anforderungen von KI-Anwendungen. Externe Links, die zur besseren Kontextualisierung beitragen, können ebenfalls integriert werden. Um die Nutzbarkeit der Datei zu überprüfen, empfiehlt Howard Websitebetreibern, „llms.txt“-Dateien in Verbindung mit verschiedenen Sprachmodellen zu testen. So soll sichergestellt werden, dass KI-Systeme die Inhalte optimal verarbeiten. Der offene Entwurf des Standards ist auf llmstxt.org verfügbar und lädt die Webentwicklergemeinschaft zur Mitarbeit ein. Langfristig könnte „llms.txt“ zur Etablierung eines KI-freundlichen Web-Ökosystems beitragen. Dabei stellen sich jedoch einige wichtige Fragen, beispielsweise zur Haftung bei durch KI generierten Inhalten, zur Monetarisierung von Daten und zu möglichen Herausforderungen bei der Kontextualisierung.