Was passiert, wenn ein Software-Gigant sein Selbstverständnis neu definiert?
Satya Nadella, CEO von Microsoft, hat dazu eine klare Antwort – und die hat es in sich.
Vom Softwarelieferanten zum Möglichmacher
Microsoft will nicht länger nur Programme entwickeln, sondern zur „Intelligenz-Engine“ für acht Milliarden Menschen werden. Nadella stellt damit die Weichen für eine neue Ära, in der es nicht nur um fertige Anwendungen geht, sondern um Werkzeuge, mit denen Nutzer eigene digitale Helfer kreieren können – sei es für Datenanalyse, Programmierung oder Recherche. Die Vision ist ambitioniert: KI soll allen zur Seite stehen wie ein persönlicher Analyst oder Coder, immer verfügbar, jederzeit nutzbar.
Die bisherige Idee der „Softwarefabrik“, wie sie einst Bill Gates formulierte, habe laut Nadella ausgedient. Stattdessen soll Microsoft die Infrastruktur, Plattformen und KI-Werkzeuge bereitstellen, auf denen andere aufbauen können. Besonders wichtig dabei: die sogenannten „Plattform-Primitives“ – technologische Grundbausteine, die neue KI-Anwendungen überhaupt erst ermöglichen.
Ein radikaler Wandel – auch intern
Trotz starker Geschäftszahlen trennt sich Microsoft von rund 15.000 Mitarbeitenden. Das betrifft vier Prozent der weltweiten Belegschaft – und zeigt, wie tiefgreifend der Wandel im Unternehmen ist. Besonders betroffen ist das Gaming-Segment, aber die Veränderungen reichen weiter. Nadella beschreibt die Entlassungen als Teil eines „Strukturwandels“, bei dem altbewährte Geschäftsmodelle keine Zukunft mehr haben. Selbst Microsoft verabschiedet sich vom geschützten Software-Franchise, das durch Windows und Office jahrzehntelang dominierte.
Die Umstrukturierungen – mit neuen Teams und veränderten Verantwortlichkeiten – erinnern an die Umbruchszeit der 1990er, als PCs und Produktivsoftware zum Alltag wurden. Doch diesmal steht nicht Hardware im Mittelpunkt, sondern die Demokratisierung von KI.