Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in den Pflegebereich bietet großes Potenzial, doch es gibt viele Hürden zu überwinden.
Auf der diesjährigen re:publica „Künstliche Intelligenz in der Pflege – was sind Herausforderungen und Besonderheiten?“ haben Experten wie Kathrin Seibert, Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin, und Felix Biessmann, Professor für maschinelles Lernen, über die aktuellen Entwicklungen und Schwierigkeiten diskutiert. Die Veranstaltung wurde von Lea Bergmann vom Verband für Digitalisierung in der Sozialwirtschaft e. V. (vediso) moderiert.
Die Herausforderungen der Digitalisierung in der Pflege
Die Pflegebranche steht vor enormen Herausforderungen: Personalmangel, begrenzte finanzielle Mittel und ständig wachsende Anforderungen erschweren die Digitalisierung. Besonders im ambulanten Bereich ist der Einsatz von KI noch wenig verbreitet, während Krankenhäuser bereits fortschrittliche Technologien nutzen. Datensicherheit ist ein weiteres kritisches Thema, da verlorene oder öffentlich gewordene Daten bereits für Skandale gesorgt haben.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat vor etwa drei Jahren eine Richtlinie zur Förderung von KI-Systemen im Pflegealltag veröffentlicht. Ziel dieser Initiative ist es, innovative softwarebasierte Lösungen zu entwickeln, die Pflegekräfte und pflegende Angehörige unterstützen und die Lebensqualität pflegebedürftiger Personen verbessern. Doch eine gute Datenbasis aufzubauen, stellt eine große Herausforderung dar, besonders angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Pflegedienste.
Digitale Technologien und ihre Anwendung
Laut Kathrin Seibert werden in Deutschland rund vier Millionen Menschen mit einem Pflegegrad zu Hause gepflegt. Sie betont, dass digitale Technologien auf verschiedenen Ebenen zum Einsatz kommen, von der Klinik über die Abteilungen bis hin zu verschiedenen Leistungserbringern im Bereich der Steuerung und Verwaltung sowie in der Aus- und Weiterbildung.
In der ambulanten Pflege werden zunehmend Sprachassistenten für die Pflegedokumentation verwendet. Diese Systeme ermöglichen es Pflegekräften, Dokumentationsinformationen per Spracheingabe zu erfassen, was den Verwaltungsaufwand erheblich reduziert. Intelligente Dienst- und Tourenplanungssysteme sowie soziale Roboter, wie das künstliche Sattelrobbenbaby Paaro, werden ebenfalls eingesetzt, wobei der Roboter umstritten ist.
Die Zukunft der KI in der Pflege
Felix Biessmann hebt hervor, dass KI vor allem in Krankenhäusern zum Einsatz kommt und dort vorwiegend von Ärzten genutzt wird. Die Pflege wird bislang weniger berücksichtigt, weshalb das BMBF-Programm ins Leben gerufen wurde. Trotz der Fortschritte bei Sprachassistenzsystemen gibt es noch Probleme wie Halluzinationen oder schlechte Vorhersagen, die gelöst werden müssen.
Ein weiteres Hindernis ist die fehlende Infrastruktur in kleinen Pflegeeinrichtungen und im ambulanten Bereich, die es erschwert, KI-Technologien zu implementieren und zu testen. Biessmann betont die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen KI-Forschern und Pflegewissenschaftlern, um die Entwicklung voranzutreiben und eine sichere sowie nützliche Anwendung der Technologien zu gewährleisten.