Die Tech-Giganten entdecken das Weltall neu – diesmal nicht für Raketen, sondern für Rechenleistung. Google will künftig KI-Systeme im Orbit betreiben. Doch was bringt das – und welche Risiken drohen?
Im Rahmen des Projekts Suncatcher plant Google, eine Flotte von 81 Satelliten in 650 Kilometern Höhe zu positionieren. Sie sollen kontinuierlich KI-Berechnungen durchführen und sich dabei mit Sonnenenergie versorgen. Der große Vorteil: Im All scheint die Sonne nahezu ununterbrochen, und Solarzellen liefern laut Google bis zu achtmal mehr Energie als auf der Erde. Damit könnten sich energiehungrige Rechenzentren künftig selbst versorgen – ohne auf Batterien oder Netzanbindung angewiesen zu sein.
Die Herausforderungen sind jedoch enorm. Zwar erreichten Tests bereits Übertragungsraten von 800 Gbit/s zwischen den Satelliten, doch die Signalstabilität bleibt ein kritischer Punkt. Zudem sind die Startkosten noch zu hoch: Erst wenn der Preis auf rund 200 US-Dollar pro Kilogramm Nutzlast fällt, wären solche Systeme wirtschaftlich mit irdischen Rechenzentren vergleichbar. Trotzdem soll bereits 2027 ein Test mit zwei Prototypen starten.
Neben Google arbeiten auch Amazon und SpaceX an ähnlichen Vorhaben. Doch die wachsende Zahl von Satelliten bringt neue Probleme. Schon jetzt warnen Experten vor der zunehmenden Vermüllung des Orbits. Eine Kollision könnte unzählige Trümmer erzeugen – und eine gefährliche Kettenreaktion auslösen, die ganze Umlaufbahnen unbrauchbar macht.
Ob Google damit tatsächlich den Startschuss für eine neue Ära der KI-Infrastruktur gibt, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Das Rennen ins All hat längst begonnen – diesmal mit Rechenleistung statt Raketen.
