Im Forschungszentrum Jülich ist ein bedeutender Meilenstein erreicht: Der Supercomputer Jupiter startet offiziell seinen Probebetrieb. Doch was macht dieses Projekt so besonders und welche Potenziale bringt es mit sich?
Der seit Spätsommer 2024 errichtete Supercomputer Jupiter zählt zu den größten Container-Rechenzentren Europas. Das Herzstück dieses gigantischen Projekts ist das Boostermodul, ausgestattet mit rund 24.000 Nvidia GH200 Grace Hopper Superchips. Diese Hochleistungsprozessoren sind speziell für komplexe Simulationen und das Training von KI-Modellen ausgelegt. Mit einer beeindruckenden Kapazität von 125 Racks in acht IT Rooms wird der Betrieb Stück für Stück hochgefahren.
Flexibilität durch Containerbauweise
Statt auf ein massives Bauwerk aus Beton und Mauersteinen zu setzen, wird bei Jupiter auf eine innovative Containerbauweise zurückgegriffen. Diese Struktur ermöglicht eine kostengünstigere und flexiblere Nutzung, was besonders bei zukünftigen Erweiterungen von Vorteil sein wird. Die Warteliste für Rechenaufträge ist bereits lang, weshalb der Regelbetrieb parallel zum Testbetrieb möglichst schnell starten soll.
Ambitionen als grüner Exascaler
Mit einer Rechenleistung von über einer Trillion Gleitkommaoperationen pro Sekunde gehört Jupiter zur exklusiven Exascale-Klasse. Ziel ist es, in der TOP500-Liste der weltweit schnellsten Rechner einen der vorderen Plätze zu erreichen. Doch nicht nur Geschwindigkeit ist hier gefragt – auch Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle. Das Forschungszentrum Jülich strebt an, Jupiter ebenfalls in die Green500-Liste der energieeffizientesten Supercomputer einzutragen.
Das Kühlsystem setzt auf Wasser, das durch Freikühler auf den Dächern der Container gekühlt wird. Eine mögliche Wärmerückgewinnung könnte zusätzlich Energie in das Netz des Forschungszentrums einspeisen und so zum Heizen genutzt werden. Die ersten Vorbereitungen dafür sind bereits abgeschlossen.
Zukunftsplanung mit Jarvis und KI-Optimierung
Ein weiterer Ausbau steht bereits fest: Ein neues Modul namens Jarvis, für das 55 Millionen Euro bereitgestellt wurden, soll Jupiters Rechenleistung künftig erweitern. Jarvis ist speziell für Inferenzberechnungen optimiert und wird auch experimentelle europäische Technologien integrieren.
Der Ausbau der Infrastruktur läuft bis 2027 weiter. Schon jetzt ist geplant, ein weiteres Clustermodul mit 15 Racks hinzuzufügen, um die Kapazitäten zu erhöhen.
Jülich als Vorreiter für KI-Forschung in Europa
Mit dem Supercomputer Jupiter spielt das Forschungszentrum Jülich eine zentrale Rolle im Aufbau der europäischen KI-Infrastruktur. „Wir freuen uns sehr, den Zuschlag der Jupiter AI Factory erhalten zu haben“, betont Prof. Astrid Lambrecht, Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich. Diese Entscheidung bietet enormes Potenzial für Wissenschaft, Wirtschaft, Start-ups, Mittelstand und Industrie.
Die flexible Containerbauweise, kombiniert mit hochmoderner Rechentechnologie, wird Jülich in den kommenden Jahren zu einem Dreh- und Angelpunkt der europäischen Spitzenforschung machen.